Osterbotschaft von Direktor Rainer Remmele

Ostern braucht Gemeinschaft

Drei Frauen gehen in aller Frühe zum Grab.
Zwei Jünger eilen nach der erschütternden Nachricht der Maria von Magdala zum Grab.
Zwei Jünger machen sich auf den Weg nach Emmaus. 

Ostern braucht Gemeinschaft. 

Nicht allein sein…
Sich alles von der Seele reden können…
Einander zuhören…
Miteinander traurig sein und weinen…
Gemeinsam versuchen zu verstehen…
In aller Freundschaft die Enttäuschung zulassen…
Hellhörig und mit offenen Augen nach dem Funken Hoffnung spüren…
Die Leere und den Nullpunkt aushalten, gemeinsam zurück auf Los gehen…
Mit jemandem an der Seite den Kopf schütteln und die Augen reiben…

Ostern braucht Gemeinschaft.

Ohne einen Menschen an meiner Seite: Kein Weg zum Grab.
Ohne einen Menschen an meiner Seite: Kein Grund selber ins leere Grab zu schauen.
Ohne einen Menschen an meiner Seite: Kein Aufbruch nach Emmaus. 

Ostern braucht Gemeinschaft.

Mit einem Menschen an meiner Seite bin ich nicht allein mit meiner Trauer, mit meinem Leid.
Mit einem Menschen an meiner Seite kann ich viel aushalten.
Mit einem Menschen an meiner Seite kann etwas in Bewegung kommen: Weißt Du noch? Erinnerst Du Dich?

Ostern braucht Gemeinschaft.

Und doch ist eines interessant:
Als Erster erscheint Jesus nur der Maria von Magdala, ganz allein.

Erst dann, erst später erscheint Jesus in Gemeinschaft:
Den Jüngern, die hinter verschlossenen Türen sich eingesperrt haben.
Den Beiden auf ihrem Weg nach Emmaus.

Den Fischern um Petrus am See von Tiberias.

Die Begegnung mit dem Auferstandenen kann niemand für den anderen machen.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen geht nur ganz persönlich.

Maria!
Rabbuni!

Und noch etwas ist interessant:
Jede Begegnung mit dem Auferstandenen drängt zurück in die Gemeinschaft.
Habt ihr auch gehört?
Ist er euch auch erschienen?
Ist es wirklich wahr?
Ostern braucht Gemeinschaft!

Jesus lebt!
Halleluja! Ja!
Wir können es bezeugen!
Wir können es Dir und Euch allen bezeugen!

 Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Gerade in einer Zeit, in der so viele mit so vielen auf irgendeine Art vernetzt sind, gerade in einer Zeit, in der trotzdem Soviele einsam und allein sind, gerade in so einer Zeit braucht es Gemeinschaft.

Komm, ich bin da für Dich.
Komm, gehen wir ein Stück des Wegs gemeinsam.
Komm, reden und schweigen wir, wie es uns gegeben und geschenkt ist.
Komm, vielleicht geschieht ja was.
Komm, wer weiß, am Ende ist der Stein ja gar nicht mehr vor dem Grab.
Komm, womöglich erfüllt sich, was wir glauben und hoffen.

Danke allen, die sich in diesen Tagen mit anderen auf den Weg machen!
Danke allen, die immer wieder neu zulassen und aushalten, was auszuhalten ist!
Danke allen, die ganz persönlich Glaube, Hoffnung und Liebe miteinander teilen!

Ostern braucht Gemeinschaft.
Und Gemeinschaft können wir einander schenken.

Wer weiß, wer dann plötzlich vor unserem Grab steht und uns ganz persönlich anspricht.
Wer weiß, wer dann plötzlich mit uns auf dem Weg ist und am Abend das Brot teilt.
Wer weiß, wer dann am rettenden Ufer ein Kohlefeuer entzündet und Fisch und frisches Brot bereitet.

Ein frohmachendes Osterfest wünscht Ihnen von ganzem Herzen

Ihr
Rainer Remmele

Fotos: österliche Motive gemalt und gestaltet von Sr. Animata Probst (OSF) für ein Osterlicht-Glas